Porzellane
Bernhard August von Lindenau (1779-1854) war aufgrund seines natur- und gesellschaftswissenschaftlichen sowie politischen Engagements die herausragendste Altenburger Persönlichkeit des 18. und 19. Jhs. Er hat seiner Heimatstadt Kunstsammlungen von internationaler Bedeutung übereignet. Dazu zählen frühitalienische Tafelbilder, eine Kollektion griechisch-etruskischer Vasen und Gipsabgüsse nach Plastiken des Altertums, der Renaissance und des Klassizismus. Bereits 1845 verfügte Lindenau, dass seine Sammlung ostasiatischer und früher Meißener Porzellane in der Herzoglichen Rüst- und Antiquitätenkammer des Altenburger Schlosses Aufstellung finden sollten. Die erste Hälfte des 19. Jhs. war gekennzeichnet vom schwindenden Interesse an fernöstlicher Kunst, umso verwunderlicher ist Lindenaus diesbezügliche Kennerschaft und der daraus resultierende systematische Sammlungsaufbau.
Lindenaus Wirken am Hof des Herzogs von Sachsen-Gotha-Altenburg zwischen 1820 und 1826 mag ihm Gelegenheit geboten haben, Porzellane aus fürstlichem Besitz zu erwerben. Genaue Nachweise gibt es dafür zwar nicht, jedoch sind offensichtlich die Vasengarnituren und Tellersätze ursprünglich für die Ausstattung europäischer Schlösser konzipiert gewesen. 1827 trat Bernhard August von Lindenau in den sächsischen Staatsdienst, war Gesandter des Königreichs Sachsen im Bundestag in Frankfurt am Main und begleitete Ämter als Kabinettsminister, Ministerpräsident und Minister des Inneren. Zu seinen Aufgabengebieten gehörte u.a. die Verwaltung der Dresdner Kunstsammlungen. In dem Zusammenhang dürfte er weiterführende Impulse und Anregungen für seine eigenen Sammlungen erhalten haben. Belegbar ist, dass er aus der Dresdner Porzellansammlung Doubletten käuflich erworben hat.
Die Porzellansammlung von Bernhard August von Lindenau ist von hoher Qualität und scheint inhaltlichen Zielen zu folgen. So haben alle frühen Meißener Stücke ausschließlich „indianische Dekore” - sollte hier der Einfluss Chinas und Japans auf die europäische Porzellangestaltung deutlich werden? Die vorrangig ostasiatischen Exportporzellane widerspiegeln barocke Prachtentfaltung und Repräsentationsbedürfnisse ihrer ehemaligen Besitzer und künden so von einem ganz besonderen Kapitel europäischer Lebenskultur. Als Dekorationselemente und Luxusobjekte wohnte ihnen der Reiz unergründlicher Fremdartigkeit inne. Die Ergründung der reichhaltigen Symbolik und die Ausdeutung bildlicher Inhalte waren nicht von Bedeutung.
Die gegenwärtige Präsentation der Porzellansammlung des Bernhard August von Lindenau wird mehreren Aspekten gerecht: Sie kündet von seinem großzügigen Mäzenatentum sowie seiner weitsichtigen, komplexen und von hohem Sachverstand geprägten Sammlungstätigkeit. Die Aufstellung in ehemaligen fürstlichen Wohn- und Repräsentationsräumen entspricht dem ursprünglichen Bestimmungszweck.